4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

26.9., Konstanz/ Kulturladen
Der Konstanzer Kulturladen ist vermutlich der kleinste Laden auf unserer Tour, vermutlich auch der mit der kleinsten Bühne. Aber Konstanz ist auch die Heimatstadt unseres Bookers Peter Vuk von „Extratours“, deruns natürlich gleich vorwarnte: Am Bodensee ist alles gaaaaaaaaaaaaaanz andersch, hier wird’s sowieso nicht voll. Wurde es aber mit vielleicht 400 Zuschauern dann doch noch.
Peter Vuk, selbst berühmt durch Funk und Fernsehen, spielte einst Bass bei den legendären Bellybuttons & The Knockwells. Er lief zu Hause natürlich zu Höchstform auf und gab hervorragende Geschichten zum Besten.
Apropos Bassisten: Heute fiel mir, nach längerem Hin- und Herblättern im „Rock Hard“ Andreas Herz´ Artikel über Bassisten ins Auge: „Einen guten Bassisten erkennt man daran, dass man merkt, wenn er nicht spielt.“ (Hey, hey, in Neuer Rechtschreibung, Kollegen, es geht also doch!) Gut erkannt, das würde ich als Basser auch unterschreiben. Übrigens: Im Osten gab es für Bassisten eine Zeitlang die Bezeichnung „TTT“, was so viel bedeutet wie „Tieftontölpel!“ Darüber sieht der wahre Bassist natürlich mitleidig hinweg! Der Bassist als solcher Weiterlesen

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29.9.99, Freiburg/ Jazzhaus
Heute ist sozusagen das Bergfest unserer Tour und wir sind ganz im Süden angelangt. Im Jazzhaus scheint wirklich alles was von Bedeutung ist gespielt zu haben, unter anderem auch einer der für mich größten Musiker dieses Planeten: Miles Davis! Nicht gerade Rock Hard-kompatibel, was??? Der Saal erinnert ein bisschen an die Leipziger Moritzbastei, doch die Bühne ist erheblich schmaler und für uns auch eindeutig zu klein. Nicht, dass In Extremo jetzt größenwahnsinnig geworden wären und nicht mehr in Klubs spielen wollten, aber diese Größe und Form hier ließ mich für heute abends Schlimmstes befürchten! Zum einen mussten wir auf fast sämtliche Pyroeffekte und Feuerelemente verzichten, zum anderen hatte ich wieder mal den „günstigsten“ Platz auf der Bühne erwischt. Ich kam mir vor wie auf dem Schönefelder Kreuz zur rush hour: ständig musste jemand der Kollegen vorbei, rammelte (natürlich unabsichtlich) gegen Weiterlesen

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2.10.99, Ulm/ Roxy
Auf sehr wundersame Weise beschenkte uns der Liebe Gott – oder wer auch immer – noch mit einem letzten Sommertag. Für Substyle ist heute der „Große Tag des Selterswassers“, sie scheinen nach ihrem gestrigen Red Bull-Rundflug heute hart aufgekommen zu sein.
Der nette Ulmer Veranstalter (ein Ossi, wusste ich’s doch) entführte uns mittags erst mal ins hiesige Fitnesscenter, wo wir uns kostenlos austoben und vor allem entkeimen konnten. Von irgendwas müssen die üblen Tourbus-Gerüche ja herstammen, nicht wahr, Herr Doktor?
Leider hat es mit einem Konzert in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels SSV Ulm – HSV nicht geklappt, der SSV wollte es wohl lieber beim üblichen Karaoke belassen, In Extremo waren „zu hart“. Etwas Härte würde dem SSV allerdings gut zu Gesicht stehen, damit ihr zukünftig nicht mehr das 1:2 in der 90. Minute um die Ohren geballert bekommt!
Thomas der Münzer (oder besser der „Überweiser“) mussten wir schon gestern Nacht zur Quarantäne in ein Weiterlesen

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6.10.99, Frankfurt/ M./ Batschkapp
Warum dieser Laden Kult ist kann ich nicht nachvollziehen – das Batschkapp ist ein versiffter, räudiger Laden mit unfreundlichem Personal (den einen oder anderen möchte ich hier mal ausnehmen). Der Fußboden war mit einer speziellen Beschichtung überzogen, die selbst ein Ausgleiten bei starker Trunkenheit verhindert. Selbiger Effekt lässt sich zu Hause experimentell nachempfinden, indem man eine Mischung aus Bier und Cola auf das Linoleum gießt, die Heizung anstellt und 2 Tage wartet. Ein El Dorado für Freeclimber… Ich bin da garantiert nicht zimperlich, solche Läden kenne ich aus Freygang- und Church Of Confidence-Tagen zur Genüge – oder liegt das vielleicht daran, dass wir seit 2 Tagen Testament hinterher fahren? Aber mal im Ernst: Diesem Laden fehlt leider in Frankfurt die Konkurrenz, eigentlich müsste man so was boykottieren!
Den eigentlichen Grund, warum wir unseren Merchandising-Stand lustiger Weise Weiterlesen

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9.10.99, Bad Salzungen/ Pressenwerk & 10.10.99, Bremen/ Modernes

Heute an unserem vorerst letzten Tourtag (1.Teil) werde ich die beiden letzten Konzerte mal zusammenfassen um das Ganze noch rechtzeitig ans Rock Hard mailen zu können – Die Lutter kann sich nämlich immer noch keinen eigenen Anschluss leisten.
Bad Salzungen wurde das erwartete Inferno – im positiven Sinne. Das Pressenwerk war restlos ausverkauft. Und auch sonst hat sich der Laden zu einer sehr guten Konzertadresse gemausert, Micha und seine Crew haben aus dieser alten Industriehalle wirklich etwas gezaubert. Wenn der neue große Saal im nächsten Jahr öffnet wird hier sicherlich noch öfter die Luft brennen. Ich hoffe, dann auch wieder mit In Extremo.
Heute Morgen um 9.00 Uhr ist unser Gitarrist, Thomas der Münzer, aus unserer Band ausgestiegen! Oder vielmehr: Wir haben ihn  an einer Autobahnraststätte ca. 100 km vor Bremen unbeabsichtigt auf der Toilette sitzen lassen. Substyle erbarmten sich seiner, drehten um und erlösten den Münzer. Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Bei der Herbsttour 1999, als das erste Drittel schon vorbei war, wurde mir aus heiterem Himmel plötzlich übel. Magengrippe. Na prima. Bin sofort zum Arzt. Die Diagnose stand fest. Sie sind Musiker? Na dann ist ja alles klar: Drogen, Alkohol, zu viele Zigaretten, zu wenig Sport. Ich versuchte gar nicht, mich zu verteidigen. Aspirin, Vitamine etc. Doch es wurde immer schlimmer. Mir war laufend schwindelig, ich schwitzte wie ein Schwein, kam kaum noch aus der Koje. Dann flog ich nach Berlin. Diagnose Nummer zwei: Ein unbekannter afrikanischer Grippevirus. Noch mehr Aspirin, Antibiotika. Es wurde noch schlimmer. Ich sah immer weniger, alles verschwamm vor meinen Augen. Als ob jemand das Licht ausgeknipst hatte. Konnte nicht mehr schlafen, nicht lesen, nicht essen. Ich versuchte, mir vor den Kollegen nichts anmerken zu lassen. Wurde belächelt über Unmengen von Tee, Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Das Wetter in Hamburg fühlt sich wie so oft überhaupt nicht nach Rock´n´Roll an, als unsere Kolonne aus Miet- und Privatwagen die letzten Meter auf die Markthalle zusteuern. Ganz im Gegensatz dazu wir. Heute können wir zum ersten Mal einen noch größeren Schritt als zuvor in unserer zu diesem Zeitpunkt noch jungen Bandkarriere machen. Wie die vielbemühte Jungfrau zum Kind sind wir sehr kurzfristig und überraschend ab heute zur offiziellen Supportband von In Extremo ernannt worden. Wir, die fünf SUBSTYLEr gestehen es hiermit offiziell: unser Leben hatte vorher völlig ohne die Existenz dieser Band oder gar Musikrichtung stattgefunden. Nicht aus Ignoranz oder Abneigung, einfach aus schlichter Unkenntnis. Das sollte sich nun ändern. Vor uns (wissend) ca. 30 Konzerte in Hallen, die wir bis dato nur mit gekauftem Ticket von innen gesehen hatten. Außerdem noch ca. 40 weitere, von denen wir erst später erfahren sollten. Dann auch noch Tourauftakt Hamburg. Wow. Mein persönlicher Favourite, da ich seit vielen Jahren Hamburg als meine heimliche Liebe in mir trage und regelmäßig geilste Abende mit Hamburger Freunden verbracht habe. Z.B. in ebenjener Markthalle. Neurosis live. Unglaublich. Höre nun beim Betreten Weiterlesen

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4.12.99, Potsdam/ Lindenpark
So, der zweite Teil unserer Herbsttour startete heute in meiner ehemaligen Heimatstadt Potsdam. Alles wie gehabt und doch alles ganz anders! Leider wurde uns unser erstes Konzert, das warming up in Hagen, aus irgendwelchen baupolizeilichen Gründen abgesagt, so dass wir sozusagen in „Berlin-Süd“ ins kalte Wasser springen mussten. Na ja, „kaltes Wasser“ ist vielleicht doch etwas übertrieben, aber zum Aufwärmen fährt jede Band nun doch lieber in die Provinz. Unserem neuen Gitarristen Sebastian wäre ein Debüt fern der Heimat mit Sicherheit auch lieber gewesen… Aber Gott sei Dank ist die endlose Proberei nun fürs erste gegessen und In Extremo können wieder auf der Bühne stehen.
Im Potsdamer Lindenpark sind wir nun bereits das dritte Mal zu Gast gewesen, Flex hatte heute seinen Weiterlesen