5.Kapitel: 2000 – Über den Wolken

Salzwedel wir kommen, Salzwedel wir sind da!
Beim Check up des Geländes erblickten unsere Röntgenaugen zuerst einige Nightliner-Bewohner, die nicht auf der Bühne zu sehen sind. Ort: „Cocktailbar“, wo auch sonst!
Später, gelangweilt in der Sonne sitzend, zogen einige Nightliner-Bewohner, die sonst auf der Bühne zu sehen sind, unsere Blicke auf sich. Nichts wie hin, mit Fragen für Basti unterm Arm. Boris traten vor Panik fast die Augen aus den Höhlen, als er den ihm wohlbekannten weißen Hefter erblickte. Sofort wollte er die Flucht ergreifen. „Guten Tag!“ sagte er erst, als Basti den Hefter schon in den Händen hielt. Noch schnell ein paar Autogrammkarten für den Fanclub unterschrieben und „Tschüss!“.
Reamonn spielten auf! Deutlich erkennbar am Gekreische der 12-15jährigen Damen. Dreimal „Supergirl“ und wir kannten zwar den Text, aber besser gefiel er uns deshalb auch nicht. Nach dem dritten „Supergirl“ waren Reamonn fertig, der Platz vor der Bühne leerte sich, da kreischende 12-15jährige Damen auf  Weiterlesen

5.Kapitel: 2000 – Über den Wolken

Eine Woche später fuhren waren wir zum „Rock For People“-Festival, das im tschechischen Český Brod, in der Nähe von Prag, stattfinden sollte: In Extremo als Headliner vor 18 tschechischen Bands! Doch 20 km hinter dem Grenzübergang erfuhren wir, dass wir eigentlich einen Tag zu früh am Start waren – Dank der gut funktionierenden Kommunikation zwischen unserer Managerin und unserer ausländischen Booking-Agentur. Na, macht ja nix! Wir parkten den Nightliner eben großzügig in den Gassen der Innenstadt, holten uns Strom aus einer Fleischerei und gingen noch zum allerletzten Konzert des Abends: Die Bloodhound Gang! Keine zwei Tage später ging es dann auf das belgische „Dour Festival“ und nach London, wo wir im Underworld spielen sollten. Es war unglaublich: 5 Londoner Supportbands im kleinen Underworld und dazwischen Weiterlesen

5.Kapitel: 2000 – Über den Wolken

Willkommen beim Music Award der „kleinen Leute“! Wir waren also eingeladen zum „German Alternative Music Award“, kurz GAMA und so fuhren wir in familiärer Runde am 17.11.2000, einem erstaunlich sonnigen Tag für diese Jahreszeit, in die heiligen Räume der Hamburger Markthalle, genau dorthin, wo ich einige Jahre zuvor schon einen fulminanten Auftritt einer meiner Lieblingsbands, Killing Joke, erlebt hatte. Nun fanden wir uns plötzlich vor dem Nebeneingang der Markthalle wieder. Vor dem VIP-Eingang stand eine Riesenmenge, die sich redlich bemühte, an diesem breitbeinigen Glatzkopf an der Tür vorbeizukommen. Nun ja, wir nahmen es gelassen. Erst als ich Phillip Boa sah, der, sichtlich genervt von diesem Schauspiel, die Flucht ergriff, erahnten wir, was bei dieser Premiere noch so alles kommen könnte. Ehrlich gesagt tat er das einzig richtige an diesem Abend – dieser Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

Wohin würde uns der Weg nun führen? Das fragten wir uns allerdings auch! Wir waren stolz auf das, was wir in den letzten Jahren, allen Umständen zum Trotz, erreicht hatten – doch würde das Alles immer nur ewig bergauf gehen können?
Erstmal waren ja 3 Monate Studiozeit eingeplant, um die neue CD einzuspielen. Ehrlich gesagt, waren „Vielklang“ und unser Produzententeam Ekki & Trosi von unserem neuen Material nicht sonderlich begeistert. „Ich höre die Single nicht!“ war unserer Managerin zu entlocken. Na ja, dann hörst du sie eben nicht! Wir würden keine Eier auf Bestellung legen und wir wollten nicht auf  „Teufel komm raus!“ auf Single-Suche gehen. Aber die Plattenfirma erwartete von uns natürlich auch irgendetwas Radiokompatibles. Einerseits hatte sich Basti inzwischen zu einem wichtigen In Extremo-Songwriter entwickelt und besonders der Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

„Sünder ohne Zügel“ gibt als Titel die musikalische Marschrichtung des neuen In Extremo- Albums vor. Zügellos und haltlos, selbstbewusst und ausschweifend. So war die Stimmung nicht nur bei den Aufnahmen, sondern auch bei einer Feier mit geladenen Journalisten Anfang Juni auf einem Schloss in Wäschebeuren.

Zillo: Schloss Wäschebeuren in Schwaben ist ja eigentlich für eine Band aus Berlin nicht gerade die nächst liegende Anlaufstelle für eine Album-Präsentation. Wie hat sich der Kontakt dorthin ergeben?
D.L.E.: (…) Als Trio hatten wir vor einigen Jahren einmal in der Nähe auf einem Mittelaltermarkt gespielt, da hatte er sich uns vorgestellt und uns eingeladen. Jetzt kennen wir uns fünf Jahre, spielen dort regelmäßig und er hat auch keine Berührungsängste mit der Rockfraktion. Wenn alle Menschen auf der Welt so Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

Die ausgefallenen Instrumente, die bei Mittelalterbands zum Einsatz kommen, dürften der Hauptgrund sein, warum es noch keinen echten Mittelalter-Trend gibt. „Yellow Pfeiffer“ Boris hat sich bereit erklärt, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und das am häufigsten verwendete Instrument, den Dudelsack, vorzustellen. Zu diesem Zweck hat er auch noch gleich einen seiner selbstgebauten Säcke zum Interview mitgebracht.

Rock Hard: Wie bist du zum Dudelsack gekommen?
Y.P.: Ich stamme eigentlich aus dem Handwerk und habe früher auf Mittelalter-Märkten Sachen geschnitzt. Über diese Märkte bin ich dann auch zur Mittelalter-Musik gekommen. Als ich das erste Mal einen Dudelsack gehört habe, musste ich mir direkt auch so ein Teil besorgen. Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

Zwischendurch gab es natürlich immer wieder den üblichen Presserummel – nicht, dass wir Langeweile gehabt hätten. Aber abgesehen von diesen Presseterminen gab es ein paar wirklich sinnlose Aktionen. Besonderes Pech hatten wir in diesem Jahr mit unserer Kostümschneiderin (es gab zum ersten Mal die Idee, alles von einer einzigen Person designen zu lassen, von der wir uns aber aus den nachfolgenden Gründen ganz schnell wieder verabschiedet haben) und mit den Fotografen: Unsere Schneiderin glänzte mit einem wirklich ausgeklügeltem Terminkalender, der leider nicht viel Freiraum für In Extremo ließ. Das war jedenfalls nicht nur mein Eindruck. So kam es, dass ein Teil der Kostüme auf der Fahrt zum Fototermin nach Hamburg im Auto auf dem Rücksitz zusammengeheftet wurden, die restlichen Teile wurden dann eben mal mit Gaffa-Tape am Körper irgendwie zusammengehalten. Das muss erst mal halten! Basti, Reiner und ich wussten mit braunen bzw. grau-schwarzen Faschingsmodellen zu begeistern, über die sich auch die Foto-Crew zu belustigen Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

Dieses Konzert in Schlettwein wird mir noch lange in Erinnerung bleiben: Kurz nach dem Soundcheck merkte ich, dass ich bei jeder größeren Bewegung Bauchschmerzen bekam – erst ganz kleine, die ich noch gar nicht für voll nahm, dann immer schlimmere. Ich versuchte mich an Pfefferminztee – bekanntermaßen die Höchststrafe für einen Musiker! Es wurde nicht besser, ich merkte nur, wie langsam das Fieber aufstieg. Okay, das Konzert würde ich schon irgendwie über die Bühne kriegen (nur der Tod entschuldigt, wie ein alter Schlagzeugkollege von mir aus längst vergangener Zeit immer zu sagen pflegte). Ich stand das ganze Konzert stur vor meiner Box und konnte mich kaum noch bewegen – aber die Bühne war ohnehin zu klein für größere Aktivitäten. Auch mein Gesangsmikro blieb deshalb heute Abend verwaist. Ich würde mich zu Hause eben mal für ein paar Tage ins Bett legen und auskurieren müssen…
Am 3.September 2001 kam dann endlich „Sünder ohne Zügel“ in die Läden. Eine Woche später, am 11.September, organisierte Doro eine kleine Record Release-Party auf eben jenem Foto-Dampfer, der im Berliner Treptower Park für immer vor Anker lag. Weiterlesen