4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Nun würde alles gaaaaaanz anders werden, das zumindest schworen wir uns – aus dem letzten Jahr würden wir unsere Lehren ziehen: Wir würden in aller Ruhe die neue Platte einspielen und ganz entspannt ins neue Jahr blicken.
Das „Rock Hard“ machte uns zum Jahresanfang wieder glücklich: Immerhin erreichten wir mit „Weckt die Toten!“ Platz 54 der Lesercharts-Jahresauswertung, wenn man bedenkt, dass  die CD erst ab dem Spätsommer im Handel war, ein mehr als respektables Ergebnis! In der Monatshitparade landeten wir immerhin schon auf Platz 11 und es gab sogar das 1. In Extremo-Poster – auf der Rückseite von Slayer! Im nächsten Heft wurden wir gar die „Newcomer des Jahres 1998“ und erreichten beim „Album des Jahres“ Platz 19. Da konnte ja eigentlich nichts mehr schief gehen!
Aber wie das immer so ist mit den guten Vorsätzen, spätestens am 2.Januar werden sie über Bord geschmissen! „Vielklang“ hatte mit vielleicht 2.000 verkauften Exemplaren von „Weckt die Toten!“ gerechnet – nun im Januar war bereits das 20fache über die Ladentische gegangen! Auch unser Akustikalbum „Die Verrückten sind in der Stadt“ lag ganz gut im Rennen. Leider hatten wir Dank des überstrapazierten Terminplanes wenig Zeit Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Für das große Capitol luden wir uns unsere tschechischen Ritter wieder ein, mit denen wir hin und wieder schon ein paar Bühnenshows veranstaltet hatten. Im letzten Drittel des Konzertes hatten wir vor, eine Art Schaukampf zu veranstalten, an dessen Ende Micha im Rahmen seines Feuerspuckens den benzingetränkten Umhang eines der Ritter entzünden sollte. Bis dahin ging alles gut. Doch kaum hatte Micha auf den Mantel gespuckt, gab es einen mächtigen Rückschlag – der Typ hatte seinen Mantel dermaßen getränkt, dass man damit hätte ein Hochhaus in die Luft hätte sprengen können! Der Ritter taumelte orientierungslos über die Bühne, währenddessen Micha, mittlerweile wieder am Mikro, versuchte, ihn von sich wegzustoßen. Doch beide prallten zusammen und Micha stand Dank des Benzins in Flammen. Wir standen unterdessen auf unseren Podesten und konnten nichts tun. Micha stürzte hinters Schlagzeug zur Backstagetür und versuchte, das Bad zu erreichen. Gott sei Dank waren Leute vom Roten Kreuz in der Nähe, die ihm halfen. Wir standen noch völlig geschockt auf der Bühne und Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Wann ich zum ersten Mal von ihnen gehört habe? Ich weiß es nicht mehr ganz genau! Das muss wohl so ungefähr im Jahr 1997 gewesen sein, oder ´98. Ist ja eigentlich auch egal! Aber gut: Was hatte ich als Erstes über sie gehört? Dass es da irgend so eine Ossi-Truppe gäbe! Unglaubliche Chaoten mit unglaublich schrecklicher Musik! Empörend! Einerseits…
Und andererseits hat mir eine andere recht bekannte Gruppe aus dem Berliner Osten berichtet, da gäbe es jetzt noch so eine Gruppe, die dieselbe Musik wie sie machen würde: Nur viel schlechter halt! Ein übler Abklatsch! Empörend…
Wer so viel Neid und Aggression auf sich zieht, muss interessant sein! Das zumindest lautete dann meine eigene Schlussfolgerung. Und ich war neugierig geworden. Neugierig auf diese Gruppe namens In Extremo, die so extremo-mäßig viele Emotionen angeheizt hatte. Denn immerhin: Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid dagegen gibt’s umsonst! Mit anderen Worten: Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Wow, was für eine großkotzige Überschrift! Aber mal ganz im Ernst, ein wenig stolz waren wir schon, als eine der rar gesäten deutschen Bands auf dem holländischen „Dynamo Festival“ spielen zu können! Und als alter Ostler hat man zu „Dynamo“ ja noch allerhand weitere – wenn auch weniger glorreiche Assoziationsmöglichkeiten. Nee, „ein wenig stolz“ ist bestimmt stark untertrieben.
Nachdem wir unseren letztjährigen Auftritt beim Leipziger „Wave/ Gotik-Treffen“ in diesem Jahr noch einmal toppen konnten (und das alles in nur 35 Minuten) kamen wir ziemlich gerädert in Holland an. Tourbusse sehen eben doch gemütlicher aus als sie in Wahrheit sind! Und nachdem am 3.Festivaltag die Organisatoren schon aus Gründen des permanenten Schlafentzuges etwas die Zügel schleifen ließen, erreichten wir nach einstündiger Irrfahrt inklusive diverser waghalsiger Wendemanövers unseres Busfahrers doch noch ein freies Plätzchen in der Nähe unserer Bühne – einer der anwesenden Treckerfahrer Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

Für uns, Margit Müller und mich, Paul Kaißer, wir beide von Schloss Wäscherburg, der Kultstätte für mittelalterliche Musik, war das Jahr 1997 ein besonderes Jahr. In diesem Jahr hatten wir die Spielmannsgruppe In Extremo kennen gelernt und spontan für das Jahr 1998 ein Konzert auf Schloss Wäscherburg ausgehandelt. Heute, 2003, nach sieben Konzerten bei uns, pausiert In Extremo auf Schloss Wäscherburg, um 2004 in der seit sechs Jahren gewachsenen Freundschaft wieder bei uns im Schlosshof aufzutreten. Wie jedoch fing diese Freundschaft an?
Wieder einmal war es soweit, dass Margit, ihr Bruder Helmut und ich im Sommer 1997 nach Angelbachtal reisten, um dort auf dem Mittelaltermarkt von Familie Wolf einen schönen Nachmittag im mittelalterlichen Genre zu erleben.
Ein herrlicher Sonntag, der 10. August 1997, wir schlenderten durch den Schlosspark, amüsierten uns über Begebenheiten oder Gewandete, schauten, kauften und waren zufrieden.
Aus der Ferne drangen Dudelsackklänge und lautes Getrommle zu uns, – irgendwie Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

In Extremo sind in aller Munde. Ihr  extremer Erfolgskurs führt sie durch ganz Deutschland. In Thüringen waren sie unter anderem beim Highfield-Festival und auf der Wanderslebener Gleiche zu sehen. „t.akt“ sprach mit Dudelsackspieler Dr. Pymonte über Freud und Leid der Spielleute.

t.akt: Wie erklärst du dir die Popularität von In Extremo, die Faszination an eurer Musik?
Dr. Pymonte: Wir sind, wenn ich so sagen darf, eine charismatische Band, die ausstrahlt, was sie wirklich lebt. Das heißt, wir sind zufrieden mit uns, mit der Besetzung. Und das schlägt sich natürlich auch in der Ausdrucksform der Musik wieder. Da ist die Faszination, dass du einerseits solide Musik machst und dazu Bilder baust, sehr viel Visualität also. Das unterscheidet uns schon maßgebend von anderen Bands. Wir achten auch darauf, dass wir bei den Geschichten nicht zu dick auf die Stulle Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

20.9.99, Hamburg/ Markthalle
Liebes Rock Hard, ich, Die Lutter, wurde nun für diesen undankbaren Job auserkoren, jeden Morgen, wenn alles noch tief unter den Matratzen vergraben liegt und friedlich dahingrunzt, ein Tourtagebuch verfassen zu müssen. Eine Art „Mein schönstes Ferienerlebnis“ also. Und weil der gute Wolf Mühlmann derweil über die „Neue Deutsche Härte“ schreibt, werde ich es mal mit der „Neuen Deutschen Rechtschreibung“ probieren – da ich ja weiß, dass ihr Ignoranten seid. Auch der gemeine Spielmann darf sich dem Neuen ja nicht verschließen!
Hamburg, Markthalle, Tourstart! Was liegt also näher, als den Bogen zur Schifffahrt (mit 3 f) zu kriegen? Ja, scheiße eigentlich, denn bis auf Saal, Kühlschrank, Dusche und eventuell dem örtlichen Musikgeschäft werden uns die Geheimnisse der jeweiligen Tourstädte wohl auf ewig im Verborgenen bleiben. Nix mit Schifffahrt also. Gerade bezüglich Hamburg erreicht die Trauer um dieses Dilemma schon seinen ersten Höhepunkt: die Herbertstraße, der FC St. Pauli, Weiterlesen

4.Kapitel: 1999 – Und alles wird ganz anders!

23.09.99, Köln/ Live Music Hall
Nachdem wir im vergangenen Jahr noch im Underground gleich hier um die Ecke gespielt haben, wollten wir uns in diesem Jahr an eine größere Halle heran wagen. Über 1100 Leute wollten In Extremo sehen, für Micha wie auch für Substyle war es fast ein Heimspiel. Dabei waren wir uns bis kurz vor Beginn des Konzertes noch gar nicht einmal sicher, ob wir überhaupt auftreten würden – Michas Medizinkoffer nimmt nämlich immer bedrohlichere Ausmaße an.
Substyle liefen zu Höchstform auf, ihre Show wird von Tag zu Tag besser! Wenn die das Tempo weiter so halten können wird ein amtlicher Plattendeal wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen – verdient hätten sie es ohnehin.
Unser Konzert begannen wir wie fast immer mit den „Merseburger Zaubersprüchen“. Für Micha ist gerade diese Nummer allerdings Weiterlesen