7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Ich weiß ja nicht, wie das bei den anderen Bands so läuft, ich kann ja hier nur über die eigene Kapelle schreiben, aber den neuen Mitreisenden zufolge (dieses Mal ist es unser neuer Lichtmann Faren) scheint es bei uns sehr lustig zuzugehen, wenn die 16-köpfige Horde Männer – oder der „Rüdenhaufen“ – (Danke, Pymonte!!!) wieder einmal für eine längere Zeit in den Bus gesperrt wird. (Ferien auf dem Bauernhof, oder was?) Bei anderen Bands sollen ja schon verheißungsvolle Karrieren auf solchen Reisen ihr abruptes Ende gefunden haben, erzählt man sich so… Trotzdem zweifelt meine Freundin jedes Mal an meinem Verstand, wenn ich nach 17 Tagen wieder nach Hause komme und auf die Frage: „Und, wie war´s?“ nur mit einem bedeutungsvollen „Na…, gut!“ antworten kann. Warum kann man nach fast 3 Wochen eigentlich nur mit einem kargen „Na, gut!“ antworten? Eigentlich ist die Erklärung ziemlich einfach: Wenn In Extremo auf Tour gehen, dann geht es da eher zu wie auf der allerletzten Klassenfahrt: Jeder Tag ein neues Erlebnis, heute Schnitzeljagd, morgen Fasching und  übermorgen Stuhltanz. Nur hinterher, wenn Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Ein Erlebnisbericht

Endlich! Endlich ist es soweit. Es ist der 13. Dezember 2002 und das InEx-Konzert beginnt in ein paar Stunden. Ich stehe vor dem Spiegel und lege letzte Hand an mein Outfit, als ich höre, wie mein Vater und mein Bruder nach Hause kommen.
„Na Kleine, schon fertig?“, ruft mein Bruder.
„Ja, wollen wir noch was essen?“
„Ja, ich komme gleich dazu.“
Mein Vater schaut mich grinsend an, als ich die Treppe hinunter stürze, auf Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

„Van Rijn, schönen guten Tag, ich würde gerne Karten bestellen… van Rijn…v-a-n, und dann  groß R-I…..nein, R-I-J-N. Ja, genau, I-J. Hm, holländisch. Ja, wie der Fluss, hm. Ja, find ich auch lustig. Tschüss.“
An die Fahrerin gewandt: „Nächstes Mal bestellst Du die Karten!“

Dies ist ein Reisebericht, wohl eher ein Extrakt, mit dem Untertitel:
„Zwei kleine Choleriker auf Reisen.“ Die geschilderten Begebenheiten ereigneten sich in den Jahren 1999 – 2002. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist völlig beabsichtigt. Weiterlesen

8.Kapitel: 2003 – Küss mich

Winter/ Frühjahr im Münsterland, in der Nähe eines kleinen Dorfes namens Ottmarsbocholt, genau dort, wo sich sonst immer Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen. Felder soweit das Auge blicken kann und mitten drin die Principal-Studios – mit der vielversprechenden Adresse: „Dorfbauerschaft 24“. Hier also würden wir die nächsten Tage, Wochen und Monate, zusammen mit den beiden Produzenten Vince Sorg und Jörg Umbreit, verbringen!
Die beiden kannten wir ja schon vom Mix und Mastering für „Sünder ohne Zügel“, außerdem hatten wir uns hier zwischendurch schon immer mal wieder zur Vorproduktion oder, wenn man so will, zum Ideen sammeln, getroffen. Und wir hatten auf der Stelle einen guten Draht zueinander!
Das Problem mit den Produzenten ist ja eigentlich immer Weiterlesen

8.Kapitel: 2003 – Küss mich

Es ist jedes Mal dasselbe: Kaum kursiert die erste Promo-CD im Netz oder läuft das neue Video ein erstes Mal über den Bildschirm (was ja selten genug ist), schon stehen sie wieder Schlange und verstopfen unseren Briefkasten oder das Gästebuch mit ihren E-Mails: Die „Hüter der reinen Lehre“! Ich glaube, jede Band, die ihr 2.Werk veröffentlicht, das 2. Demotape vertickern will oder gar erst das 2. Konzert gibt, kennt diese Nervensägen zur Genüge: „In Extremo verlassen ihre althergebrachten Wege und vergraulen ihre alten Fans!“, „Müssen wir uns euch jetzt mit den VIVA-Kids teilen?“, „IE sind total arrogant geworden und denken nur noch ans Kohle scheffeln!“, „Kommerzkacke!“, „Bleibt lieber wie ihr immer wart!“, „…klingt wie Rammstein!“, „In Extremo spielen nur noch in großen Hallen!“, „Ihr habt vergessen wer euch groß gemacht hat!!“, „Höre ab jetzt nur noch STS!“, Früher war alles besser!“, „Vor ein paar Jahren Weiterlesen

8.Kapitel: 2003 – Küss mich

Der Videodreh zu „Küss mich“ sollte in der Keibelstraße, der wohl zu DDR-Zeiten größten Berliner Untersuchungshaftanstalt, stattfinden. Es war schon gruselig, denn an diesen Knast hatte fast jedes Bandmitglied irgendwie schlechte Erinnerungen: Einmal mit dem Gitarrenkoffer in der Hand spät abends über den Alexanderplatz getorkelt („Was haben Sie denn da in ihrem Koffer?“ „Ein Maschinengewehr, Genosse Hauptfeldwebel!“), einmal kurz in die Blumenrabatten gepinkelt, eine freche Widerrede bei einer unverhofften Ausweiskontrolle, dann hatte man gute Karten, dort für eine oder gar mehrere Nächte übernachten zu dürfen. Ich glaube, es gibt kaum einen Ostberliner Musiker, der dort nicht schon ein Zwangsgastspiel geben durfte. Auch Micha und Dr. Pymonte durften sich dort schon ins Goldene Buch eintragen.
Übrigens gab es nicht weit von dort, in den 80ern, das berühmt-berüchtigte Weiterlesen

8.Kapitel: 2003 – Küss mich

Dann endlich, nach zwei Konzerten in Holland, ging es Ende Mai wieder zurück auf die Bühne! Endlich wieder live spielen! Ich hatte ganz vergessen, wie schön das eigentlich ist! Nebenbei gesagt hatte die Studiozeit auch arg an unseren finanziellen Reserven genagt – kurz gesagt: Die Band war eigentlich pleite, denn an unserer Gesamtsituation hatte sich noch nicht allzu viel geändert. Im Gegenteil – wir stritten mit „Vielklang“ heftig um die Vorschüsse für die neue CD und von Verlagsseite war auch nichts zu erwarten – mit unserem Verlagsvertrag hatten wir uns leider damals selbst ein Bein gestellt. Gott sei Dank lief dieser nun endlich  aus, aber leider nutzte uns das in dieser Situation herzlich wenig.
Bekanntlich wollen Musiker ja hauptsächlich Musik machen und kümmern sich einen Dreck um Weiterlesen

8.Kapitel: 2003 – Küss mich

Das neue Album der Mittelalterrocker IN EXTREMO ist schlicht betitelt: Mit „7“ mischen die Vagabunden aus der Vergangenheit die Moderne auf. Yellow Pfeiffer, im normalen Leben heißt er Boris, spricht über Popularität und die dafür nötige harte Arbeit, die seltene Gabe der stetigen Dankbarkeit und den ausgeprägten Hang der Band zum weiblichen Geschlecht.

RH: „Rotes Haar“, „Weiberfell“, „Erdbeermund“ – auf jeder eurer Platten gibt es Songs über Frauen, über Liebe und Lust. Wie viel Prozent von IN EXTREMO ist Sex?
Y.P.:  „Oh, eine ganze Menge. Die genaue Prozentzahl kann man natürlich nicht ermitteln, aber Sex Weiterlesen