6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

Die Entwicklung von In Extremo erscheint vor allen Dingen eines: rasant. Gerade einmal 3 Jahre liegt die Veröffentlichung des Debüts WECKT DIE TOTEN zurück. Mit SÜNDER OHNE ZÜGEL gelang es den Berlinern, in diesem Jahr erstmals die Top Ten der deutschen Album-Charts zu entern. HAMMER stürzte sich ins Tour-Gewimmel, um dem Erfolgsrezept der Truppe auf die Spur zu kommen.

14.November – Halle, Easy Schorre
Ein unerfreuliches Ereignis geht  der Konzertreise voraus: Eigentlich hätte die In Extremo-Tournee bereits im Oktober über die Bühne gehen sollen, doch Bassist Die Lutter klagte über starke Schmerzen im Unterleibsbereich, die sich nach eingehender Untersuchung als Darmtumor herausstellten. Da In Extremo nicht auf seine Genesung warten konnten, übernimmt zunächst Totti von der Berliner Crossover-Combo Boon den Posten am Langholz. „Wir kennen Totti schon seit Jahren. Ansonsten hätten wir das gar nicht Weiterlesen

6.Kapitel: 2001 – Quo vadis In Extremo?

In der DDR gab es eine sehr einfache Erklärung für den jährlich immer wieder zur selben Jahreszeit über uns hereinbrechenden Ausnahmezustand: Einer der 4 Hauptfeinde des Sozialismus hatte wieder zugeschlagen – der Winter! Während aber unterdessen beim großen Bruder, im ehemaligen Reich Lenins, die Transsibirische Eisenbahn munter ungestört von Moskau nach Wladiwostok zuckeln konnte, war man in hiesigen Gefilden vom plötzlichen Wintereinbruch immer wieder aufs Neue heftig überrascht. Aber wie man 2001 wieder feststellen konnte, hat daran auch der Systemwechsel nichts geändert  – trotz 12jähriger Eingewöhnungszeit der verweichlichten Westgermanen. Plötzlich dreht sich, trotz ABS und High-Tech-Reifen kein Rad mehr, stehen LKW zur Freude der Autofahrer wieder in 4er-Reihen an bayrischen Berghängen  und bricht der Zugverkehr wieder einmal total zusammen. Vielleicht hat sich aber auch nur das Wodkatrinken Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Es war zwar noch nicht so ganz die Zeit für die Beichte (wer hätte die uns auch guten Gewissens abnehmen sollen?), aber nach 5 Jahren mit In Extremo als Rockband, nach 3 Studio- und 3 Akustikalben und unzähligen Konzerten konnte man schon mal Rückblick halten. So kam es auch, dass für 2002 geplant wurde, eine Live-DVD herauszubringen. Doch erst einmal gönnten wir uns eine 8wöchige Auszeit und taten einfach mal rein gar nichts. Ich musste ohnehin noch alle 3 Wochen zur Chemotherapie und hatte andere Dinge im Kopf – da kam mir der „Urlaub“ ganz gelegen.
Für den 22.Februar wurden wir zu einem ganz besonderen Konzert eingeladen: Der Berliner „Knaack-Klub“ wurde 50 Jahre alt, ein wirklich biblisches Alter für einen Rockladen. Und da jeder von uns dort in den vergangenen Jahren mit den unterschiedlichsten Bands aufgetreten war, sagten wir Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

SM: Wie entstand die Idee zu der genialen Symbiose aus hartem Rock und mittelalterlichen Klängen?
Kay: Eher zufällig. Beide „Fraktionen“ der heutigen Band In Extremo haben schon lange Zeit vorher in den verschiedensten Bands miteinander gespielt, so dass es früher oder später ohnehin irgendwie dazu kommen musste! Micha, unser Einhorn, war mehr oder weniger das Bindeglied zwischen beiden Teilen. Es gab also wirklich keinen Plan!
SM: Euer aktuelles Album „Sünder ohne Zügel“ wurde im September vergangenen Jahres vom Kollegen Reiner in den höchsten Tönen gelobt. Stehen schon Songs für das nächste Album, bzw. was können wir von diesem erwarten und für welchen Termin ist das Erscheinungsdatum anvisiert?
Kay: Mit dem Schreiben und Proben von Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Frankfurt/ Main, Batschkapp, 28.4.2002: Seit den großen Erfolgen ihrer letzten beiden Alben „Verehrt und angespien“  sowie „Sünder ohne Zügel“ gehören In Extremo nicht nur zu den besten alternativen Rockbands Deutschlands, sie sind auch einer der sehenswertesten Live-Acts. Ihre außergewöhnliche Mischung aus modernem Rock, mittelalterlichem Liedgut und Instrumenten wie Dudelsack, Harfe und Drehleier machte die Sieben vom Prenzlauer Berg bis nach Mexiko bekannt und brachte ihnen in diesem Jahr eine Echo-Nominierung ein. Genügend Gründe also, um bei der Band einmal hinter die Kulissen zu schauen.
Die engen Backstage-Räume der Batschkapp in Frankfurt versprühen weder Flair noch Atmosphäre. Sie wirken ungemütlich und kalt. Durch die offene Toilettentür dringt ein unangenehmer Geruch. Die achtköpfige Crew von In Extremo hat sich trotzdem so gut es geht Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Wir mussten uns auch langsam wieder einmal einen Kopf über die Zukunft der Band machen, es hatte sich ohnehin eine ganze Menge Ärger angestaut. „Extratours“ und auch Doro als unserer Managerin waren der Meinung, dass es an der Zeit wäre, sich mit der Band in Deutschland etwas rarer zu machen und dass außerdem etwas „Aufbauarbeit“ im Ausland vonnöten wäre. Wir hatten ja eigentlich prinzipiell nichts dagegen, aber leider war es ja so, dass wir als Band immer noch fast ausschließlich, und das 5 Jahre nach dem Erscheinen unseres Debütalbums, von den Gagen der Live-Konzerte leben mussten. Was blieb den übrig von den vielen verkauften Platten? Im Endeffekt 6 % bzw. 5,25 % vom sogenannten „Händlerabgabepreis“, d.h. auf Deutsch: In Extremo als Band erhalten 6 % bzw. noch weniger von der Summe, für die ein Händler die CD von der Plattenfirma bekommt – in der Regel also vielleicht  6 % von 7,50 €. Alle Wetter! Und für im Ausland verkaufte Platten gibt es gar nur die Hälfte Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Es gibt wohl keine Band, die bisher die Möglichkeit hatte, eines oder mehrere Konzerte in Mexiko zu absolvieren und die nicht mit großer Begeisterung von den dortigen Fans, den angenehmen äußeren Umständen und der Freundlichkeit der dortigen Bevölkerung spricht. So auch im Falle von In Extremo, die bereits vor 2 Jahren ihre erste Reise nach Mexiko unternahmen und dort, nach einem Auftritt im Hard Rock Café in Mexiko City die Möglichkeit bekamen, bei einem öffentlichen Festival vor über 10.000 Besuchern zu spielen, ein Event, bei dessen Beschreibung jedem Bandmitglied auch heute noch ein wohliger Schauer über den Rücken zu rieseln scheint. Weiterlesen

7.Kapitel: 2002 – Die Lebensbeichte

Extrem erfolgreiche Jahre liegen hinter IN EXTREMO. Das Geheimnis der Berliner besteht in ihrem eigenen Mix aus Mittelaltermusik, Rock und farbenfrohem Show-Teil. Um vor allem Letzteren für die Fans festzuhalten, fabrizierte die Truppe eine DVD mit Konzertmitschnitten und nahm zugleich die Live-CD auf.

Eines ist In Extremo äußerst wichtig: „Wir sind eine positive Band“, sagen Trommler Der Morgenstern und Gitarrist Van Lange unisono. Mit Schwarzsehern, Verschwörungstheoretikern und Endzeit-Visionären haben die Berliner Ritter-Rocker nichts am Hut. „Wir wollen unterhalten“, betonen die beiden Band-Gesandten stattdessen. Zwar haben sie sich schon mal mit ernsten Themen wie Tod und auch Kriegsdienstverweigerung (im 13.Jahrhundert) befasst, aber Politik oder Gesellschaftskritik Weiterlesen