Schaf ödä nix schaf?

2. Kapitel: 1995 – 1997: In Ewigkeit: A -Moll

Ende Januar 1997 war es dann so weit: Die Rockband wurde ins Studio gerufen. Viel Zeit hatten wir ja nicht, wenn ich mich recht erinnere war es kaum mehr als ein langes Wochenende – doch das musste eben reichen. „Der Galgen“, „Como Poden“, „Mariae Wuergen“ (die Schreibweise war ein kleiner Spaß), „Rotes Haar“ und „Ai Vis Lo Lop“ wurden schließlich auf  eine Maxi-CD gepresst, „Como Poden“ und „Villemann Og Magnhild“ landeten als Bonus mit auf der „Goldenen“. Unserer Tradition folgend, es mit der Tradition nicht ganz so ernst zu nehmen, landete auf eben jener „Goldenen“ auch ein Track namens „Schaf ödä nix schaf“, der es bis heute auch schon auf so einige Mittelalter-Sampler geschafft hat. Viele der ernsthaften und traditionellen Mittelaltermusiker hassten uns für unseren oftmals recht lockeren Umgang mit der Geschichte (und ich denke, das tun sie wohl immer noch!) – uns war und ist es jedoch völlig egal. Doch um das Ganze aufzulösen: Mit „Schaf ödä nix schaf?“ erkundigte sich immer die Belegschaft der Imbissbude unten am Studio, wie denn der Döner nun sein sollte: „Schaf ödä nix schaf? Mit Knoblauch ödä rotte Sosse?“ Wir waren unterdessen felsenfest davon überzeugt, mit unseren beiden Werken soeben gerade das Fahrrad noch einmal erfunden zu haben.
Das Studio befand sich in der Greifswalder Straße in Berlin, in einem Gebäude, in dessen Erdgeschoss auch der Knaack-Klub residierte, ein Klub, in dem wir über die Jahre hinweg mit den verschiedensten Bands gastierten. Ebenfalls in diesem Haus befand sich auch das Büro des Rammstein-Managements und das von einem Herrn namens Falko Richter, damals seines Zeichens Manager der Inchtabokatables. Was lag also für uns näher, als Falko gleich einmal unser neues Material und unsere Ideen vorzustellen? Falko lehnte jedoch ab, weil er gerade kurz zuvor Corvus Corax und Tanzwut unter Vertrag genommen hatte. Genaugenommen seit eben jenem Tag versuchte dieser Typ nun, uns fortan bei jeder sich bietenden Gelegenheit, ans Bein zu pinkeln. Es ist mir bis heute noch nicht ganz klar, was ihn eigentlich dazu bewogen hat, seine ganze Kraft und Energie sinnlos damit zu verschwenden, die vermeintliche „Konkurrenz“ ins Abseits zu dirigieren. Und es muss wohl doch einen Gott geben, der uns in unserer  Blauäugigkeit damals von solchen Typen verschont ließ. Corvus Corax und Tanzwut sollten noch viel Lehrgeld zahlen müssen.
Das Cover für die CD entwarf ein Freund von mir, der auch das „Undersound“ layoutete. Wir überlegten lange, was vorn auf das Cover kommen sollte, bis ich meine Mitmusiker davon überzeugen konnte, Michas Tätowierung mit dem Horge zu benutzen, der berühmten Gestalt aus „Der Name der Rose“. Gesagt, getan – seit dieser Zeit sind der Horge, wie auch der Galgen, die Markenzeichen von In Extremo. Beide Kreationen sollten bei späteren CD-Aufnahmen die Plattenfirmen noch in den Wahnsinn treiben, da wir auch nicht den kleinsten Änderungen an unseren Logos zustimmten und diese bis aufs Messer verteidigten.
Kurz vor Ostern 1997, dem mittelalterlichen Saisonbeginn, konnten wir die frisch gepressten Exemplare der beiden CDs aus dem Presswerk abholen und wir freuten uns wie die Schneekönige. Micha hatte auch schon das erste Konzert für die Rockband gebucht: Genau zur Saisoneröffnung, am 29.3.97, sollten wir in Leipzig auf dem „Heureka-Markt“, direkt auf dem Platz vor dem Leipziger Rathaus, unsere Feuertaufe als Rockband erleben. Die Mittelalterfraktion der Band sollte schon den ganzen Tag auf dem Markt spielen – Thomas, Reiner und ich würden dann mit unserem Bluesmobil („Unterwegs im Auftrag des Herrn!“) etwas später aus Berlin hinterher reisen. Gleich im Anschluss an dieses Konzert sollte es dann noch nach Neustadt/Orla und in die Erfurter Engelsburg gehen. Das letzte Konzert dieser etwas wirren Kurztournee sollte dann noch am 5.4. im Bad Salzunger Pressenwerk stattfinden, wo wir unser endgültiges Noah-Abschiedskonzert geben wollten.

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